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Phil John Kneis:
TRANSITIO - PHORKYAS I:
SIEG DES PHORKYAS
Friedrichroda, October 4th, 1996 - P#31
PROLOGOS
In sämtlichen Weiten
Zu jeglichen Zeiten
Ist Er ja bestrebt
Und hat uns gelegt
Die Wahl uns'rer Taten
Ans Herz und will warten,
Daß zu ihm wir finden
Und uns später nicht winden
In Dunkelheit
Für alle Zeit.
I.
In grinsender Fratze
Mit feurigem Latze,
So wird er gesucht
Und ist ja verbucht
In jeglichen Hirnen
Und allen Gestirnen:
Der Böse ist sichtbar
Und so auch vernichtbar.
Daher scheint es möglich,
Nicht etwa vergeblich,
Zu schleudern das Biest
Ins tiefste Verlies.
II.
Mephisto ist eitel
Vom Fuß bis zum Scheitel,
So sieht er es ungern,
Wenn ohne zu flunkern
Die Menschen nichts glauben
Und so ständig rauben
Die Frucht seiner Arbeit
Und Güter der Raumzeit.
Vom Teufel besessen
Müßt' er, wenn versessen
Auf Formen, doch sein:
Gestalt kann er leih'n.
III.
Verflucht ist sein Name,
Verbrannt wird sein Same,
Sein Zeug ist gescheut,
Sein Tun wird bereut,
Gelacht über ihn,
Ihm Namen verlieh'n,
Die schändlich er haßt.
Dies alles verpaßt
Doch nun sein Geschick -
Er hat doch noch Glück,
Das dienlich ihm dient
Und Herzen vermint.
IV.
Gestalten sind Mythen,
Und nicht zu vergüten
Für ihn sie soll'n sein.
Er ist nicht allein
Der stetige Narr
Und ewige Zar
Der Schelmen und Schergen.
In all seinen Werken
Ist er doch ein Spiegel
Und hält er die Zügel
Verborgener Seiten,
Die uns so oft leiten.
V.
Wird gescheut auch sein Wort
Und gemieden sein Ort,
So ist er doch mächtig
Und nicht mehr verdächtig,
Weil unsichtbar bleibet
Und nicht sich verschreibet
Den Formen er sich.
Schon oft er entwich
All unseren Fragen
Und will nicht verzagen
Doch zu spielen sein Spiel -
Unser End' ist sein Ziel.
VI.
Denn geheim ist sein Wirken:
Die Odysseus durch Kirken
Will er uns verführen,
Uns selbst zu verlieren,
Ist ständige Drohung,
Täuscht vor die Belohnung
Für Taten, die Unrecht,
Doch klingen sie nicht schlecht,
Weil den Klang er betrogen,
Den Geruch er belogen,
Die Sinne betört
Und uns ja verstört.
VII.
Die Mächte der Erden,
Nicht schwach sie ihm werden,
Denn Geist ist sein Wesen.
So sind wir erlesen,
Sein Werkzeug zu sein,
Ihm Stimmen zu leih'n,
Ihm Hände zu geben,
So daß er kann leben
Und Phorkyas sich nennen,
Daß wir nicht erkennen,
Wer wirklich er ist
Und was er versüßt.
VIII.
Er schmiedet die Kette
Und zählt auf die Wette
Zu führen uns fort
Vom sicheren Ort.
Kein Mensch soll ihn halten,
Kein Gott vor ihm walten,
Er sehnt sich nach Macht
Und ist stets bedacht,
Auf finsteren Wegen
Als Schild suchend Segen
Zu preisen sich an,
Daß jubeln er kann.
IX.
Sein Leben ist Sterben,
Sein Geben ist Werben,
Sein Zucker ist bitter,
Sein Licht ist Gewitter,
Sein Schrei ist ein Flüstern,
Sein Zucht ist zu lüstern,
Sein Wort ist nichts wert,
Sein' Richtung verkehrt,
Sein Weg ist Verderben.
Dies will er vererben
Uns allen zugleich
Zu schaffen sein Reich.
X.
In Sicherheit wiegen
Will er uns und siegen.
In fremder Gestalt
Sucht ängstlich er Halt,
Entfremdet uns allem,
Was findet Gefallen
An höherem Ort.
Doch ist uns sein Wort
Doch allzeit bekannt -
Er soll uns're Hand
Nie wirklich erhalten,
Und nie darf er walten!
EPILOGOS
Phorkyas sucht Nahrung,
Doch sein' Erfahrung
Unterlieget der Wahrheit.
Was bleibet, ist Dummheit,
Die liegt offenbar
Und zeigt die Gefahr.
Der Herr bleibet Sieger,
Und Phorkyas liegt nieder -
Gelächter wird graben
Das Grab seinem Namen.
April 12th, 1999
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