POEMS GROUP 2: TRANSITIO

Series 1: Dubitatio



  1. Schemen
  2. Schatten
  3. Finsternis



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Phil John Kneis:

TRANSITIO - DVBITATIO I:

SCHEMEN
Eichwalde, February 2nd, 1997 - P#41 - 313 Words

I.
Gar hastig, voll Sorgen
Und fern jedem Morgen
Und jedweder Tat
Und jeglichem Rat
Und einstiger Ruh',-
Die Türe scheint zu,
Die einst stand so offen
Und ließ doch noch hoffen
Und leuchtete fern.
Zu glauben es gern,
Was jedem gefiel:
Ein handfestes Ziel
Ward stets ja gesucht
Und Nichtstun verrucht.

II.
Doch hastig und düster
Am Weg vorbei schießt er
Und kann sich nicht fangen
Und nie angelangen
Auf richtigem Pfade,
Bezweifelt die Gnade,
Die stets ward erfleht.
Vom Winde verweht
Ja scheint alles Lenken.
Und eigenes Denken
In Kreisen sich windet,
Kein Ende es findet,
Kein Anfang gefunden,
Es bleibt unverbunden.

III.
Verworren die Sinne
Und leise die Stimme,
Daß kaum sie zu hören
Und leicht zu betören
Sie heute ja ist.
Mit emsiger List
Erlebte Gewinne
Erscheinen als Zinne
Der fernesten Festen
Und von allen Gästen
Die Unruh' ist ständig
Präsent und auch wendig,
Zu wandeln sich dann
Und binden daran.

IV.
Gebunden an Zeiten,
Gebunden zu streiten,
Und um zu erfechten
In finsteren Nächten
Das Leben sich stetig
Und bestens auch redlich
Und stets auch in Bahnen
Der ältesten Ahnen
Und Generationen
Und Iterationen.
Doch fern scheint das Ende,
Zu fern scheint die Wende,
Und fern ist das Ziel:
So fern, viel zu viel.

V.
Genug! Sei's gesagt,
Doch nun sei vertagt
All elend' Gejammer
In einsamer Kammer
Und fern jeder Welt.
Was davon denn zählt,
Wenn fern allem Leben
Es nur bleibt gegeben,
Gefühlt und gedacht,
Verneint und verlacht,
Doch stets ja gelebt,
Und stets doch noch schwebt
Als düstere Mahnung
Und trotzt aller Planung?

VI.
So Schemen ja hasten
Und eifrig sich tasten
Durch tiefste Gefilde
Und ferne Gebilde
Und naher Gedanken
Ja mächtigster Schranken.
Sie fragen und lenken
Und können so schenken
Wohl alles und nichts.
Des ew'gen Gerichts
Ja Boten sie scheinen
Und uns so vereinen
Mit ewigem Plan,
Zu leiten uns an.




April 12th, 1999









Phil John Kneis:

TRANSITIO - DVBITATIO II:

SCHATTEN
Eichwalde, February 5th, 1997 - P#42

I.
An allen Tagen alles wagt
Zu zweifeln ständig, und es fragt
Ein jeder Sinn und auch Verstand
Nach dem, was nicht liegt auf der Hand,
Und ist zum Nein stets doch bereit
Und leugnet daher alle Zeit
Und glaubt ja nicht, was offenbar,
Was einfach ist und allzu klar.
So alles ja versinkt im Meer
Der Tränen und schafft Neues her,
Zu klären schlecht, was gut sein kann,
Zu nennen um, was hat ein Nam',
Zu töten, was doch leben will,
Zu stoppen, was noch hat ein Ziel.

II.
In Zeiten fern, so glaubet man,
Liegt das bereit, was uns entrann,
Das Leben ja, das einfach ist,
Denn leider doch zu schnell vergißt
Des Menschen Sein den Schmerz der Zeit
Und glaubet ständig sich befreit,
Wenn fernen Tagen es ja kann
Gar hängen frömmelnd nutzlos an,
Nicht sehend, was doch allbekannt,
Nicht fassend, was davon gerannt,
Und frommend falschen Lehren gern,
Weil alles sie so gerne hör'n,
Was nicht die reine Wahrheit ist
Und jed' Moral zu leicht vermißt.

III.
Gepriesen wird, wer Falsches sagt,
Wer an dem Geist der Zeit nicht nagt
Und stets nur schreit ja mit im Chor
Und streicht kein Blut sich an das Tor
Zu ziehen aus aus dieser Welt
Und rufen den, der uns erwählt
Zu hüten uns're Schöpfung ja,
Die ganze, große, weite Schar,
Die Leben ist und wird auch sein
Und leuchten einst in hellem Schein
Zu sprechen Recht dem, der verbannt,
Zu reißen dann aus Lügner Hand
Die Wahrheit, die dann wird uns kund
Und prägt den ganzen Erdenrund.

IV.
Doch Dunkelheit verborgen liegt
Und im Verborg'nen leise siegt.
Und Schatten schleichen sich heran,
Gezogen sie vom Lichte an,
Das sie getrennt von Nebelflut
Und filterte aus allem Gut
Vor Zeiten einst und jetzt und dann
Zu prüfen uns, so daß uns kann
Das Dunkel ja empfangen doch,
Auch wenn wir kämpfen, noch und noch,
Getrennt zu sein von ihm ist schwer
Und wird auch möglich niemals mehr,
Denn alles, scheint's, hält's in der Hand
Und bildet so ein feste Wand.

V.
Dies' Wand zu brechen ist es wert,
Daß alles ja von uns sich kehrt.
Wenn wir das Wahre suchen woll'n,
Wir niemand eine Rechnung zoll'n,
Denn neben uns und wahrem Wort
Soll niemals steh'n ein and'rer Ort,
Der könnt' ja ziehen uns hinab.
Doch wie das Dunkel nicht vergab,
So sollt' ja werden helles Licht
Und allzeit uns're höchste Pflicht
Zu sehen alles, schweigen nicht
Und hoffen, daß sich alles richt'!
Vergebung denn ein Gabe wird,
Die niemals nie sich stets verirrt.

VI.
So alles, was verborgen war
Wird einst und schließlich offenbar
Durch jene, die durch Feuer geh'n,
Und jene, die im Dunkel seh'n.
Kein Weg so schwer wie dieser ist
Und uns'ren Geist so schnell zerfrißt.
Doch Wahrheit fragt nicht nach dem Preis
Und sucht nur Grau, nicht Schwarz und Weiß,
Denn Schatten alle Zeit entsteh'n,
Und mögen wir so oft auch fleh'n,
Dies' Welt ist nicht das Paradies
Und wird es nie, auch soll nicht dies
Das Ziel ja sein, zu dem wir flieh'n,
Doch Wahrheit soll mit uns stets zieh'n.




April 12th, 1999









Phil John Kneis:

TRANSITIO - DVBITATIO III:

FINSTERNIS
Špindlerův Mlýn, February 7th, 1997 - P#44

I.
Die Finsternis schleicht nun herbei,
Doch alles ist nur Wüstenei,
Und was doch vorher blühte froh,
Das brannte aus so lichterloh
Und ward' gefangen in der Zeit,
Es ward' gewährt kein Munterkeit,
Denn nur die Schatten schleichen stumm
Hier um das kalte Grab herum,
Das jetzt nun liegt bar jeder Pracht
Und gänzlich um den Ruhm gebracht,
Den er gewollt hat allzu sehr,
Doch nun ja geht er aus gar leer:
Verbrannt denn sind die Feuer sein
Und dumpf erloschen ist sein Schein.

II.
Er löschte aus sich selber gar,
Er blieb ja ganz der alte Narr,
Der er doch war vor jener Zeit,
Und den zu meiden er bereit,
Und zu bezwingen schwor er ihn;
Gar alles ja so einfach schien.
Doch schließlich, was hilft jeder Plan,
Wenn nicht gesichert ist der Kahn,
Der denn zum Tragen wird bestimmt,
Und wenn doch dann die Last nicht stimmt,
Die zu behüten ist gefragt.
Und letztlich jedes Planen ragt
Aus tiefer Leere nur hervor,
Die ja entspringet diesem Tor.

III.
So was zu schaffen war, bleibt aus,
Und leer bleibt ja sein ganzes Haus,
Leer bleibt die Truhe, die dort harrt,
Daß drin' man seinen Schatz verscharrt,
Den doch zu heben jeder sucht.
Und doch - er selber ja verflucht
All jene Zeiten, die war'n sein,
Und er ergibt sich nur dem Schein,
Kann nicht verstehen fernes Wort.
So bleibet jede Hoffnung fort,
Und totes Leben er nur führt,
Und in ihm jeglich' Tat erfriert,
Die einst ja ward' gegeben ihm
Und mit dem Leben ja verlieh'n.

IV.
Die Ruh' ist hin und kommt nicht mehr,
Doch all das Streben bleibet leer
Und kann ja nicht zum Ende führ'n
Und niemals neues Feuer schür'n,
Wenn Schemen hasten hin und her
Und bilden ja ein dunkles Heer,
Das eifrig schafft, was nicht gewollt,
Und ständig ruft, wem nicht gezollt
Die Achtung ja und das Vertrau'n,
Doch Schemen nur Zerstörung schau'n,
All's and're ist nur nebenbei -
Denn alles nur zu Diensten sei
Und frone der Zerstörungswut
Und brenne ja in eis'ger Glut.

V.
Und Zweifel ja zerdrücken fast,
Zerbrechen selbst den festen Ast
Und starken Stamm des Menschen leicht.
Der Geist, der stetig so entweicht,
Ist Schatten gleich und meisterhaft;
Der Geist, der ständig Nichts erschafft,
Denn stets ja formt er, was zerstört
Und jeden Sinn nach außen kehrt
Und stets verneint und nie verzagt
Und an dem Geist des Wandels nagt
Und will vernichten alles Sein
Und hüllen es in finst'ren Schein
Zu herrschen über alles Licht
Und bilden selbst das höchst' Gericht.

VI.
Und Finsternis schleicht nun herbei
Und höret gern den dunk'len Schrei,
Wenn sich der Tor vor Schmerzen plagt
Und vor der Qual des Lebens zagt,
Weil nichts gelernt er und erreicht,
Weil nie geseh'n er, was denn fleucht
Und lebt und wächst auf dieser Welt
Ja unterm ganzen Himmelszelt.
So all' Gedanken sind nichts wert,
Wenn dumpf sie sind und stets gekehrt
In sich allein, zu fliehen nur
Auf einsamer und enger Spur.
Zu sehen doch und zu versteh'n,
Das heißt auf gradem Wege geh'n.




April 12th, 1999