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Phil John Kneis:
ROGATIO - COLLVSTRATIO I:
CONIVGATIO
Eichwalde, September 7th-14th, 1997 - P#73
PARENTIBVS MEIS
DIE ANNIVERSARIO
QVINTO VICESIMOQVE
CONIVGII
EXPOSITIO:
PROLOGOS
PARS PRIMA: OBSCVRITAS
PARS SECVNDA: NEXVS
PARS TERTIA: CONIVGIVM
PARS QVARTA: VITAE
PARS QVINTA: SEMPITERNVM
EPILOGOS
PROLOGOS
Ja nichts in den Zeiten
Und tiefesten Weiten
Der Stürme und Wogen,
Die stets jemals zogen
Und toben und streiten
Und Schmerzen bereiten,
Kann jemals es wagen,
Ganz, ohn' zu verzagen,
Allein zu bestehen,
Die Wege zu gehen,
Die uns sind bereitet
Und werden geleitet
Von fernen Gedanken,
Die nah sich uns ranken
Und führen zu einem -
Was vorher in keinem
Geeint und geborgen,
Erlebt neues Morgen
In neuem Gewande
Und strahlendem Bande.
PARS PRIMA: OBSCVRITAS
I.
In Stille verklingen
Die Laute, die singen;
Im Dunkel nur darben
Die frohesten Farben,
Alleine vergehen
Ja Hören und Sehen.
II.
In ewigsten Enden
Nichts kann sich ja wenden,
Wenn nicht ja erklinget,
Aus Finsternis springet
Der Wille zum Sehen
Und fordert Verstehen.
III.
Allein zu bestreiten,
Allein zu bereiten
Die Gaben des Lebens,
Des Nehmens und Gebens,
Mag unwirklich scheinen
Und bleibt zu verneinen.
IV.
Nichts sehen, nichts hören,
Durch nichts ja zu stören,
Nicht fühlen, nicht denken,
Mechanisch sich lenken,
Ein Leben im Träumen
Und Ewig - Versäumen.
V.
Nichts wirklich, nichts Echtes,
Des ewig' Geflechtes
Von Geben und Nehmen,
Kann Zorn niemals zähmen
Und Angst nie vertreiben,
Muß ungewiß bleiben.
VI.
In Schatten kommt Dunkel
Und treibt das Gefunkel
Der Sterne von dannen -
Sie werden verbannen
Und machen zur Plage
Die lichtenen Tage.
PARS SECVNDA: NEXVS
I.
In all diesem Tosen
Der Welt ja zu stoßen
Auf gleiche Gedanken
Und fehlende Schranken
Muß wundersam scheinen
Und mißt sich mit keinem.
II.
In allem verbunden,
Mit allem umwunden,
Mit fremden Gefühlen,
Die in einem wühlen,
Doch nah sind vor allem
Und nie werden fallen.
III.
Nicht irdisch ist dieses,
Des düstren Verlieses
Der Welt nicht entsprungen,
Ist dies abgerungen
Von höhestem Orte
Und wahrestem Worte.
IV.
Nicht zweifeln, nicht klagen,
Vor allem nicht fragen,
Nicht fürchten, nur glauben,
Nur geben, nicht rauben,
Nicht suchen, doch wissend
Und nichts mehr vermissend.
V.
Ganz neu sind die Tage.
Von neuem die Lage
Betrachtet ist besser -
Der ew'ge Erpresser
Und ständige Fragen
Nun müssen verzagen.
VI.
Und all' einst'ges Suchen
Und stilles Verfluchen
Verstummt und nun endet.
Denn alles sich wendet,
Begonnen das Streben
Nach reicherem Leben.
PARS TERTIA: CONIVGIVM
I.
Aus tiefesten Tiefen gehoben zum Licht,
Aus fernesten Fernen zur besseren Pflicht,
Von rauhesten Pfaden gerufen herbei,
Vereint soll nun werden, was vorher entzwei.
Was vorher verloren vor voriger Zeit,
Was weit war verwoben und fern ja so weit,
Sollt' nun in dem Bunde bestehen allhier,
Des größeren Bundes des Herren zur Zier,
Verbunden vor Welten und Sternen zugleich,
Verbunden im Wissen ums göttliche Reich.
II.
Wo Angst war, wird Frieden und schweiget der Streit,
Wo Furcht war, ist diese verstoßen gar weit,
Aus Unsicherheiten zum Leben sich drängt,
Der Geist sich entfaltet, bleibt nicht mehr bezwängt,
Aus Stille wird Sprache und folget dem Wort,
Aus Stammeln gar Sätze, die suchen den Ort,
Der größer kann sein und auch höher gar sehr,
Doch nie mehr im Innern nun bleibt es mehr leer.
Vergangene Zeiten sind fort und dahin,
Wo nichts schien zu greifen, steht nun fester Sinn.
III.
In allem verbunden, in allem vereint,
Das Licht dieses Wissens gar leuchtend nun scheint
Und soll nie erlöschen, denn heilig das Band,
Soll niemals erschüttern in festestem Stand,
Soll niemals vergehen und lösen sich auf,
Soll niemals bedrohen den himmlischen Lauf.
Kein Spiel dieses ist und kein lächerlich' Tand,
Kein Fessel dies ist oder knechtliches Pfand -
Gegeben zu stehen auf ewige Zeit,
Gegeben zu tragen all' Freude und Leid.
IV.
Hinfort alles Klagen und Wimmern allhie',
Hinfort nur die Furcht, ja entfliehe, entflieh'!
Vertrauen und Willen und Glauben es braucht,
Der Atem des Geistes beständig doch haucht
Und füllt mit der Gnade des Herrn alle Welt
Und füllt sie mit Liebe und Wissen, nicht Geld.
Aus Glauben wird Wissen, aus Wissen Vertrau'n,
Vertrauen, am Ende den Herren zu schau'n, -
Wie schmerzlich es wäre, zu täuschen Ihn doch,
Wie arm, ihm zu sagen: ich suche Dich noch?
V.
Was weiß ich? Was schrei' ich? Was reg' ich mich auf?
Ist alles ganz anders im täglichen Lauf?
Gar nichts ist perfekt und schon alles dahin?
Das, was stets jetzt fehlt, ist auf einmal der Sinn?
Kein Wissenschaft fähig, zu folgen der Bahn
Der menschlich' Gedanken: ein schwankender Kahn;
Kein Arzt dies kurieren und flicken wie neu.
Trotz all dieser Dinge verweise ich scheu:
Ich würd' dies nicht sagen, wenn wüßte ich nicht
Ein Paar, das stets trägt ja das ewige Licht.
VI.
Zerreißen wird nichts, wenn nur fest ist das Band,
Zerreißen dies nicht, wenn nie wendet die Hand
Des einem vom andern in widriger Zeit.
Denn Bindung heißt: stets und auf ewig bereit:
Bereit sein, zu leben des anderen Wort,
Bereit sein, zu bilden des anderen Hort,
Bereit sein, zu glauben, daß dieser besteht,
Bereit sein, zu handeln, daß er nicht vergeht,
Bereit sein, zu bleiben in ewigem Band,
Bereit dann, zu halten die sterbende Hand.
PARS QVARTA: VITAE
I.
Den Sinn ja zu suchen,
Erfolg zu verbuchen,
Gewinn zu erwerben,
Um schließlich zu sterben,
Ist wertlos und nichtig,
Nichts bleibt davon wichtig.
II.
Nichts bleibet erhalten
Von unserem Walten,
Wenn nicht es ist Leben,
Das freudig wir geben
Und allen verkünden
Und Liebe entzünden.
III.
Denn Leben ist alles,
Was jenseits des Schalles
Und Rauches der Welten
In Zukunft kann gelten -
Und Leben zu schaffen
Negiert alle Waffen.
IV.
Kein Leben zu niedrig,
Kein Umstand zu widrig,
Daß nicht es geboren -
Sonst ist es verloren
Und wird nicht erleben,
Was Leben kann geben.
V.
Denn nicht war'n es Schlösser
Voll goldener Fässer
Und Truhen voll Schätzen
Und wertvollen Plätzen, -
Im Stalle ist ihnen
Der Herr selbst erschienen.
VI.
So Sinn ist gegeben
Im Schaffen von Leben
Im göttlichen Bunde,
Daß in jeder Stunde
Das Werk ist erhalten
Und ewig kann walten.
PARS QVINTA: SEMPITERNVM
I.
Vor uns fernen Zeiten
Die tiefesten Weiten
Des Alls sind geboren
Und Leben erkoren,
Zu werden zum Hüter
Der reichesten Güter.
II.
In all diesen Wegen
Ja lieget der Segen
Des Vaters und Sohnes,
Des schaffenden Thrones,
Des Geistes, der leitet
Und Glauben verbreitet.
III.
Noch fern ist das Ende,
Doch nah sind die Hände,
Die dieses stets halten.
Auf ewig sie walten,
Mit uns ja umwunden,
Auf ewig verbunden.
IV.
Denn nichts steht alleine,
Der Allmacht sind keine
Schnöd' Grenzen gesetzet,
Und niemals verletzet
Ein menschliches Wesen
Die göttlichen Thesen.
V.
Die Ewigkeit reichet,
Daß niemals sie weichet,
In Zeiten verschlungen
Und stets ausgedungen,
Das Leben zu wahren
Und mit uns zu fahren.
VI.
Die irdischen Lande,
Die menschlichen Bande,
Sind alle in einem
Und ewiglich reinem
Gebäude vereinet,
Und niemand sie scheidet.
EPILOGOS
So nichts in den Zeiten
Und tiefesten Weiten
Der Stürme und Wogen,
Die seither stets zogen
Mit uns, um zu streiten,
In Irre zu leiten,
Kann ewig bestehen,
Wenn einst wird vergehen
Das Band, das verbindet -
Denn wenn dieses schwindet,
Dann öffnen die Fluten
Sich Wege und bluten
Aus schreiendem Herzen
Und können nur schmerzen.
Doch wenn es bestehet
Und niemals vergehet
Auf Welten der Zeiten,
So sind Ewigkeiten
Mit ihm ja geboren
Und Friede erkoren.
April 9th, 1999
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