Phil John Kneis:
CONFICTIO - IVDICIVM I:
LETZTE GRENZE
Eichwalde, July 13th, 1997 - P#65
I. Wenn Fragen und Streben Ist alles Erleben Und läßt alle Träume Als einsame Räume Gar jämmerlich wankend Und stets nur noch schwankend In Unwettern sterben Und nichts ja vererben,
II. Wenn all diese Schatten Nichts anderes hatten Im Sinn, als zu greifen Den Geist, ihn zu schleifen Und endlich zu halten Mit steten Gewalten In ewiger Schwebe, Daß er nicht mehr lebe,
III. Wenn dieses Verharren Und baldig' Erstarren In Irre nur führet Und Irrsinn erküret Und Schwachheit so rufet, Und Stumpfsinn nur stufet, Was einst schien zu denken Und wollte gar lenken,
IV. Wenn all dieses Lenken Nicht fußte auf Schenken, Doch eher auf Nehmen, Und niemals die Themen Der Zeit ließ erahnen Und Licht anzumahnen, Wo Dunkelheit greifet Um sich und uns streifet,
V. Wenn all dieses Grauen Nicht ließ uns erbauen Die hellichten Werke, Die unsere Stärke Zu schaffen vermöge, Wenn uns nicht betröge Die Angst ja und Plärren Und Wahrheit - Verzerren,
VI. Wenn nichts wär' dergleichen, Ja, würden dann weichen All unsere Qualen, Die oftmals wir malen Mit feuriger Kreide Auf blühende Weide? Was, wenn dieses Mühen Läßt stetig uns ziehen?
VII. Ja, ziehen zur Ferne, Zur Ferne der Sterne, Die nachts sanft erhellen, Was dunkelste Stellen Uns scheinen und drücken? Daß einst wir so pflücken Die Gaben des Strebens Und fragend' Erlebens?
VIII. Nicht alles ist Wahrheit, Was leuchtet in Klarheit Vor unseren Augen Und will aus uns saugen Die tiefesten Worte Und glücklichsten Orte Zu färben sie düster Und ordnen sie wüster,
IX. Nicht alles ist richtig, Das redet sich wichtig Und glänzt in dem Werben Und Schwarz - Düster - Färben Der heutigen Tage Und bleibt doch nur vage Und sucht nur zu weinen, Zu helfen doch keinem.
X. Nicht alles soll schallen, Was sucht nur zu lallen Im Namen der Wähler Und wird doch nur schmäler Und wird ja nur schrumpfen, Ja, wird nur zu stumpfen Und lächerlich' Toren, Doch bleibt unverfroren.
XI. Auf Wellen der Zeiten Sucht stets man zu reiten, Die früher und schöner, Als ewige Stöhner Und auch Epigonen, Die stets nur vertonen In schönerem Worte Die älteren Orte.
XII. Doch Grenzen stets warten Auf uns, die wir harrten Der letzten schon immer - Doch glänzender Schimmer Kann niemals je retten Zerfallende Stätten, Wenn wir nichts erkennen Und Fehler nicht nennen.
April 10th, 1999
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