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Phil John Kneis:
LAVDATIO - CONVOCATIO I:
ABRAHAM
Dresden, December 14th, 1996 / Eichwalde, December 24th-25th, 1996 - P#38
I.
Von Sonnenglut ja stets besät,
Von Winden ständig heiß umweht,
So lieget hier das dürre Land
Mit steinigem, doch wachem Sand,
Der wartend ruht. Wenn Regen naht,
So treibet auf die schlafend Saat,
Und Leben quillt allhier empor.
So ewig bleibet stets ein Tor,
Der nirgends einen Anfang sieht
Und daher denn ins Dunkel flieht,
Zu Göttern, die vor Falschheit starr'n,
Zu Menschen, die der Opfer harr'n,
Ins Nirgendwo und Niemandsland,
Wo bleibet immer ja verkannt,
Was Wahrheit ist und Leben bringt,
Und wodurch alles denn gelingt,
Und wer es war, der alles schuf,-
Und niemals ja wird hör'n den Ruf,
Wer taub sich stellt und stur ja bleibt,
Wer nie gelebt in aller Zeit.
II.
Vom Zweifel stets getrieben ist,
Und niemals er ja doch vergißt,
Welch' Fragen plagen und zerstör'n,
Doch will auch keiner jene hör'n -
Die Götter alle sind nur Tand,
Sie bringen Abscheu nur und Schand',
Sie halten nicht, wofür sie steh'n,
Und nichts kann ihre Taten seh'n.
Des Menschen Werk sie alle sind,
Erschrecken zwar noch manches Kind,
Doch Abram nicht, denn Wut allein
Der Götter kann nicht alles sein,
Das sie beschreibt als Majestät,
Und selbst, wenn er so oft auch fleht,
Sie sprechen nicht und bleiben stumm,
Antworten nicht auf das Warum
Und steh'n als Götzen nur bereit
Zu bleiben fern doch alle Zeit.
Doch wer allein erkennet dies,
Und wer erkennen and're ließ?
III.
Ein Mann hier in der Wüste kniet,
Doch alles, was allhier er sieht,
Ist Einsamkeit ringsum herum,
Die Berge schweigen, stehen stumm,
Und nicht gewährt wird ihm der Blick
In aller Welten ja Geschick.
Nur Schweigen bleibt sein Unterpfand,
Der Segen ist ihm unbekannt.
Und so sein Geist stets fragend schreit
Und wartet ja für alle Zeit,
Daß Antwort ihm wird offenbar
Von dem, der ist und kommt und war;
Ein Antwort auf den Ruf er sucht,
Und wütend er die Welt verflucht,
Die blindlings taub und stumm verkommt,
Weil alles falschen Göttern frommt,
Die falsch sind, weil sie Falsches tun,
Die falsch sind, weil sie stets nur ruh'n,
Die nie geschaffen in der Zeit,
Die niemals war'n in Ewigkeit.
IV.
Doch siehe nun, der Felsen schreit
Und öffnet seine Spalten weit,
Daß Wasser schießet schnell hervor,
Und daß es quillet jetzt empor
Aus Dunkelheit, in der es schlief,
Aus Finsternis im Erdreich tief,
Zu offenbaren Wege weit,
Zu preisen eine ferne Zeit,
Die kommen wird für Gottes Knecht,
Der fest beharret auf dem Recht
Und stehet sicher alle Tag',
Welch' Ungebild' auch kommen mag.
Denn endlich wird ihm offenbar,
Daß jemand ist, der kommt und war,
Daß dieser ja stets bei ihm ist
Und niemals denn sein Leid vergißt,
Weil alles durch ihn leben kann,
Und alles nur lebt in dem Bann
Des Wortes Gottes allzugleich,
Zu bilden allesamt sein Reich.
V.
So Abraham, ja, Abraham,
Nun mach' dich auf und ziehe dann
In fernes Land, der Herr dich trägt,
Der alles einst hat selbst bewegt.
Kein stiller Gott er jemals war,
Und nie sollt' missen er die Schar
Der Menschen allhier auf der Erd'.
Solange deren Zeit ja währt,
Sollst du erhalten deinen Stamm
Zu wahren ja das Opferlamm,
Das einst wird geben sich dahin,
Dem Leben gebend einen Sinn,
Der größer nicht zu schaffen ist,
Der übertrifft denn, was ihr wißt.
Und doch - das Wort ist stets bereit
Zu tragen euch in Welten weit,
Zu führen euch zu Höhen hell
Und schützen euch vor Feuern grell.
Es ist kein Gott denn außer ihm,
Und wenn er ruft, so sollt ihr zieh'n.
VI.
Ach Abraham, o Abraham,
So sieh' dir deine Kinder an.
Verzweiflung sie zu Boden zwingt,
Und nichts von allem je gelingt,
Sie wanken nur und glauben nicht,
Zum Dunkeln strebend, nicht zum Licht,
Und wissen nicht, zu wem zu steh'n,
Sie wagen nicht, zu dem zu seh'n,
Der doch ihr aller Vater ist.
So suchen sie mit aller List,
Sein Wort zu stehlen aus der Zeit,
Sind zum Verstehen nicht bereit,
Weil ständig klaget es ja an
Und spiegelt wider Menschenwahn.
Das Wort vom Leben ist zu schwer,
Und die Bedeutung bleibet leer,
Da fremden Mächten wir sodann
Doch hängen wissend dennoch an.
So durch dein Beispiel ja uns leit',
Zu retten uns in Ewigkeit.
April 10th, 1999
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