POEMS GROUP 4: LAVDATIO

Series 1: Genesis



  1. Creator Mundi
  2. Dies Irae
  3. Babel



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Phil John Kneis:

LAVDATIO - GENESIS I:

CREATOR MVNDI
Friedrichroda, October 5th, 1996 - P#32

PROLOGOS

I.
Die Wirklichkeit
Ist ohne Zeit,
Es ist das Wort
An jedem Ort,
Das Schöpfung ist
Und Taten mißt.
In Gott allein
Wird alles sein
Und ist vorbei,
Auf daß es sei
Die Wirklichkeit
In seiner Zeit.
Allmächtig sein
Kann Gott allein.
In ihm ist Leben,
Das er gegeben
Und stets erhält
Und auserwählt:
Er ist das Wort
Und jeder Ort.

II.
Er ist das Licht,
Das nie erlischt
Und Wahrheit ist,
Die nie vergißt
Und niemals stirbt.
Sein Wort stets wirbt
Um uns zugleich.
Er ist zum Fleisch
Geworden schon,
Hat seinen Thron
Zu uns gebracht
In tiefer Nacht
Und uns gezeigt,
Daß stets er bleibt
In uns'rer Mitt'.
Für uns er litt
Und gab sein Licht
In uns're Pflicht,
Auf daß wir gehen
Auf seinen Wegen.

III.
Allein sein Wort
Vertreibt den Ort
Der Dunkelheit
Und finst'rer Zeit.
Auf seinen Wegen
Nur lieget Segen
Und kann das Leben
Nach Gutem streben.
Er hilft den seinen
Und leugnet keinen -
Sein Wort ist Feuer,
Ein stark' Gemäuer,
Ein sich'rer Stein,
Ein Fels allein,
Auf den gebaut,
Kein Unheil schaut.
Er ist stets da
Und immer war
Und wird stets leiten
Für alle Zeiten.

VENI, CREATOR SPIRITVS

I.
Die Dunkelheit fällt,
Gebaut wird das Zelt
Für sein Eigentum
Und seinen Ruhm.
Das Licht ist geboren
Und ist auserkoren
Zu sprengen die Ketten,
Und um zu erretten
Die Stimmen der vielen,
Die einmütig zielen
Zu formen die Welten.
Und Sterne erhellten
Die finstere Nacht,
Der Tod ist verlacht
Und wird hier getragen
Auf lichtenem Wagen
Ins eigene Grab,
Er sinket hinab
Und weichet dem Neuen,
Das ihn nie wird scheuen.

II.
Himmel und Erden
Geschaffen werden
Zu tragen die Botschaft
Mit ihrer Gesandtschaft
Ins Weltall hinaus,
Zu bilden das Haus,
Das alles erhalten,
Was je einst wird walten
Auf diesen Gefilden.
Und allen Gebilden
Wird wachsen ein Hort,
Ein bleibender Ort
Der Zuflucht und Stille,
Daß eigener Wille
Zum Schaffen entsteht,
So daß nie vergeht
Des Lebens Verpflichtung,
Zerstörend Vernichtung
Und Neues zu bilden
In neuen Gefilden.

III.
Die Erde soll beben
Und Felsen sich heben,
In mächtigem Tosen
Die Stellen auslosen,
Die trocken einst werden
Und fruchtbare Erden.
Die Hitze der Tiefen
Weckt Gase, die schliefen,
Doch itzt sie entweichen
Und bald so erweichen
Die Gifte der Sphären.
So bald sie vermehren
Den Atem der Lüfte,
Vertreiben die Düfte
Des Unheils und bleiben.
Die Wasser itzt treiben
Vom Himmel hervor
Und bilden im Chor
Die Meere der Erden -
Zu Leben sie werden.

IV.
Hoch oben die Sterne
In weitester Ferne
Erleuchten die Stätten
Und Licht sie uns retten.
Sie strahlen im Dunkeln,
Ihr glänzendes Funkeln
Am Tage geht unter.
Die Sonne strahlt munter
Auf Erden hinab,
Die dreht sich im Trab
Mit Mond und Gespielen
Im Kanon der Vielen
Um sie herum,
Erhaltend drum'
Ihr kostbares Gut.
Die gleißende Glut
Der Sterne erhellt
Die kostbare Welt,
Wie andere Sterne
In Welten der Ferne.

V.
Im Wasser nun regt sich
Und brodelt ein wenig
Der Sequenz erstes Glied,
Das itzt langsam bald zieht
Das Leben hinan:
Beginnen ja kann
Das Formen und Bilden.
Aus wenigen Silben
Entsteht in den Fluten,
So kann man vermuten,
Das wichtigste Wort,
Es treibet hinfort
Zu suchen nach Nahrung,
Es sammelt Erfahrung
Und mehret sich schnell.
Die Sonn' leuchtet hell
Und spendet ihr Licht,
Das schwindet ja nicht,
Doch pflanzet sich fort
An grünendem Ort.

VI.
Es sind schon entstanden
Die fernsten Verwandten,
Wie wir sie heut' kennen
Und Pflanzen sie nennen
Und Tiere sie rufen.
Die Sterne erschufen
Durch Gott seine Kinder,
Doch sind sie nicht minder
Denn Abbild des Einen,
Der dienet ja keinem
Denn seinen Geschöpfen.
Und in allen Köpfen
Ist stets er präsent -
Kein Wesen verkennt
Je sein' mächtige Hand.
Er setzt' uns ins Land,
Zu walten für ihn.
Uns ist es verlieh'n,
Zu schützen das Leben,
Das uns auch gegeben.

VII.
Sein Werk ist vollbracht,
Nun hält stets er Wacht
Über alles, das ist,
Und wer auch vermißt
Ein jegliches Tun,
Der soll itzt auch ruh'n,
Zu sehen und preisen,
Welch Weg er wollt' weisen
Und zeigt ihn uns an.
Was er uns getan,
Zu schreiben nicht möglich,
Zu tun nicht erträglich,
Zu sehen nicht faßbar,
Zu fassen nicht meßbar.
Sein Ruhm währet ewig,
Und tun wir auch wenig
Zu ehren Sein' Nam' -
Wir leben im Bann
Des Worts alle Zeit,
Er ist uns nicht weit.

INTERMEZZO

Du holst uns in Dein Eigentum
Und willst es nicht, daß wir vertun
Die Gaben Dein, die höchste Zier,
Denn untreu sind und waren wir,
Doch liebend uns, so wartest stets
Du uns'rer Rückkehr und auch setzt
Ein Ende jedem Haß und Streit,
So daß in alle Ewigkeit
Die Schöpfung ja stets neu erscheint
Und immer neuer Same keimt
Zu setzen fort, was einst begann,
Denn alles, was trägt Deinen Nam'
Währt ewig fort und kennt kein End',
So uns als Deine Boten send'
Und sieh' uns nach, wenn fehl wir geh'n,
An Deiner Seit' wir sicher steh'n
Und fallen nicht erneut ins Nichts,
So suchen wir den Schein des Lichts,
Das Leben ist und Leben gab:
Wer Dich kennt, den erschreckt kein Grab,

EPILOGOS

I.
Geschaffen die Welten,
Durch Sterne erhellten,
Durch Leben sie zählen,
Und sind uns're Seelen
Einst rein und bereit,
So kommt dann die Zeit
Zu sehen die Dinge.
Die Erde, sie singe
Sein Lob stets heraus
Und bleibe sein Haus.
In fernen Tagen,
Die vieles noch sagen,
Verkehrte das Dunkel
Der Sterne Gefunkel
In eisige Leere.
So ewig nun wehre
Der Herr doch die Zeiten,
Die Sorgen bereiten
Und stürzen hinab,
Von uns ständig ab.

II.
Doch Zeit ist ein Gleichnis
Und ewig Geheimnis.
Sie zieht durch die Weiten
Und soll uns einst leiten
Zu ihrem Ende.
Gnade ja sende
Der Geist für uns ewig
Und sei in uns tätig,
Zu finden den Ursprung
All uns'rer Hoffnung.
Wir suchen die Antwort,
Ihm gebend das Jawort,
Es bleibet die Frage,
Bis zum Ende der Tage
Wir seh'n nur verschwommen.
Was immer mag kommen,
Was immer mag sein,
Er ist es allein,
Der alles erhält:
Der Schöpfer der Welt.




April 10th, 1999









Phil John Kneis:

LAVDATIO - GENESIS II:

DIES IRAE
Friedrichroda, October 6th, 1996 - P#33

I.
Einst blühende Gärten,
Die lange schon währten,
Sie gaben vom Lichte
Der Sonne die Früchte
Und trugen die Gaben,
Um damit zu laben
Die neue Natur
Auf blühender Flur.
Sie säen das Leben
Stets aus und so geben
Den Atem sie weiter,
Der baute die Leiter
Der Evolution.
Vom göttlichen Thron
Geleitet sie ständig
Und bildend ja wendig
Die neuesten Formen
Nach ältesten Normen
Mit des Herren Segen
Auf jeglichen Wegen.

II.
Schönheit in allem,
Klingt es mit Schallen
In die Ferne hinaus,
Ein grünendes Haus
Und fruchtbares Land
Und glitzernder Sand
Am Ufer der Meere,
Das birget die Heere
Der Fische und Wale.
Tief unten im Tale
Die Wasser schnell fließen
Und so immer gießen
Die Steine der Berge
In stetigem Werke
In die See hinein,
Nichts kann ewig sein,
Es ist doch nur einer,
Und außer ihm keiner,
Der alles bewirkt
Und gleich bleiben wird.

III.
Alles gut anzuseh'n,
Schön, wie die Winde weh'n,
Gutes ist weit und breit
Und es wächst mit der Zeit.
Doch alles ist nichtig
Und nicht mehr so wichtig,
Wenn keinem es dient
Und dient keinem Kind,
Das nutzen es wird
Und bleibet sein Hirt
Und wachset heran,
Daß noch mehr getan
Und viel wird geschafft.
Sonst ist hingerafft
Die Schönheit schon bald,
Sie hat keinen Halt,
Wenn keiner sie braucht,
Ist bald ausgehaucht
Ihr Nutzen und Sein,
Und Er bleibt allein.

IV.
Und daß nicht die Leere
Einst in sich verkehre
Und nutzlos sie wird,
Bis endlos geirrt
Durch Zeiten sie ist,
Bis nie sie vermißt,
So sind wir geschaffen.
Doch bald wurden Waffen
Uns mehr wert als Er,
Wir suchten nicht mehr
Als Antwort nur Ihn
Und glaubten, zu flieh'n
Zu fernen Gefilden
Würd' weiter uns bilden,
Wir schufen ein Maß,
Das Sein's bald vergaß,
Und wollten selbst richten
Und Wahrheit uns dichten
Aus unserer Lüge,
Daß Schein uns betrüge.

V.
Wir glaubten zu sehen
Und zu verstehen,
Daß nichts ist unmöglich
Und Mühsal vergeblich,
Verloren das Recht
Und lernten gar schlecht,
Wollten zu viel sein,
Trieben die Frucht ein,
Die er gesät hat.
Durch uns're Untat
Sind wir gefallen
Und sind mit allem
Der Schlange des Bösen
Einst teilhaft gewesen
Und sind es geblieben -
So müssen wir schieben
Des Sysyphos' Stein
Und sollten allein
Zu Ihm wieder streben,
Der uns gab das Leben.

VI.
Verstoßen wir sind,
Zum Suchen bestimmt,
Und ewig wir treiben
Durch Zeiten und bleiben
Zur Arbeit gezwungen
Und ausgedungen
Zu wachsen heran,
Daß sehen einst kann
Unser Sein seinen Ursprung,
Aus dem es schöpft Nahrung.
Am Ende der Zeiten
Wird er uns bereiten
Bei ihm uns're Heimat,
Die heut' aber schon naht.
Er läßt uns nicht fallen
Und trägt uns in allem,
Was hoffnungslos scheint.
Und so sind vereint
Wir immer in ihm,
Wohin wir auch zieh'n.




April 10th, 1999









Phil John Kneis:

LAVDATIO - GENESIS III:

BABEL
Friedrichroda, October 8th, 1996 - P#34

I.
Wenig nur gaben
Wir und verzagen
Stets zu erkennen,
Daß wir uns nennen
Mit Größe zu oft:
Denn wer ja nur hofft
Zu wachsen heran,
Nichts tun aber kann,
Zu kommen ans Ziel,
Der setzet zu viel
Auf andere Pfade
Und sucht keinen Rate
Bei Ihm, der uns schützt.
Was schließlich auch nützt
Es uns denn zu wissen,
Ob rechtes Gewissen
Bei uns Einzug hält -
Was Adam gewählt,
Zu richten uns selbst,
Wen von uns erhält's?

II.
Leben in Hülle
Und ja in Fülle
Ist uns anvertraut,
Doch wer hat gebaut
Auf Felsen denn schon?
Entrissen den Thron
Des Schöpfers nicht wir,
Daß nicht seine Zier
Er sollte einst sein,
Denn seinem Werk Pein?
Wer von uns erhält
Ja das Himmelszelt
Und wahret das Leben?
Wer kann denn vergeben
Dem and'ren die Schmach?
Und Kain schließlich, ach,
Den Bruder erschlug er
Und fliehen nun muß er:
Denn ruhelos bleibt,
Wer nicht ist bereit.

III.
Bereit ja zu leben
Und stets neu zu geben
Dies Leben dem andern.
So ewig wir wandern
Auf steinigen Pfaden.
In allen Dekaden
Vergangener Jahre,
Da füllte die Bahre
Der Sterbenden sich.
Denn töten denn nicht
Die Schöpfung wir selber?
So warum erhält Er
Denn uns, wenn nicht endlich
Von allen bleibt redlich
Ja wenigstens einer?
Doch besser wohl, keiner
Die Menschheit je schaute,
Was, wenn Noach baute
Die Arche vergeblich,
Weil lernen wir wenig?

IV.
Wenn ewig wir streben,
Und niemals doch geben
Der Wahrheit Tribut,
Und wenn nicht geruht
Uns endlich, zu wahren
Was uns aufgetragen,
So können wir bauen
Und noch so weit schauen
Und Türme errichten
Und weiter vernichten,
Was uns erhält -
Keinerlei Geld
Kann uns erretten,
Sprengen die Ketten
Der irdischen Zwänge.
Welch ein Gedränge
Nach oben zum Himmel,
Ja, welch ein Gewimmel,
Doch stürzen die Mauern
Und lassen uns schauern.

V.
Die Mauern ja fallen
Und stürzen mit Schallen
Die Werke des Menschen.
Denn suchet doch welchen,
Der tanzt seinen Tanz
Auf fester Substanz?
Wie Sodom vernichtet,
So wird einst errichtet
Des Richters Urteil.
Doch all unser Heil,
In unseren Händen
Soll'n selbst wir es wenden
Und können doch sehen,
Und nichts wird vergehen,
Wenn Menschen wir werden
Und werden der Erden
Beschützer und Hüter,
So daß alle Güter
Vergeblich nicht bleiben
Und uns nicht vertreiben.

VI.
Der Mensch ja verkannte
Den Herrn und verbrannte
Sein Leben im Innern,
So daß nur noch wimmern
Im Staube er kann,
Und kommt er heran
Zu suchen nach Gnade,
So öffnet die Lade
Des Herrn sich erneut.
Doch ihn nur erfreut
Ein echtes Betragen,
So daß wir verzagen
Zu oft, Ihm zu glauben,
Statt dessen wir rauben
Das Licht wir uns selbst.
So niemals erhellt's
All' unsere Wege,
Bis nicht mehr zu träge
Wir sind und einst streben
Nach besserem Leben.




April 10th, 1999