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Phil John Kneis:
PROGRESSIO - PROLOG I:
PROLOG ZUR ZUKUNFTAKA PROLOG ZUR ZUKUNFT II
Eichwalde, January 29th, 1993 - P#6
INTRODVCTIO
Langsam dreht sich der blaue Planet,
Er bittet, dränget, mahnet und fleht
Zum Menschen, der, unwissend wohl,
Zerstöret das Leben von Pol zu Pol.
Die Stimme der Erde,
Immer lauter sie werde,
Damit der Tyrann
Erlieget dem Bann
Der Wahrheit des Seins.
Doch leider, so scheint's,
Ist der Mensch nicht bereit
Zu sehen das Leid,
Das erfahren die Erd',
Das immer noch währt...
I.
Auf mächtigen Schwingen gleitet der Adler dahin,
Zu sehen, was entziehet sich jeglichem Sinn.
Er gleitet fort über Hänge, die leer,
Sein Auge schweift über sterbendes Meer;
Aber alles hat doch einen tieferen Sinn:
Fördert es ja des Menschen Gewinn...
Verschmutzte Flüsse, tote Seen,
Überall spürt man der Erde Fleh'n
Nach Hilfe und Ruh',
Nach Freudschaft, doch du,
Sapiens, "der Weise",
Zeichnest des Teufels Kreise
Ins Gefüge der Welt,
Ins Himmelszelt.
II.
Die Idyll ist zerstört,
Das Schiff, das hier fährt,
Sucht vergebens nach ihnen,
Den verspielten Delphinen,
Er findet sie nicht:
Sie erlagen dem Wicht,
Der glaubt zu beherrschen die ganze Welt,
Lediglich denkend an all sein Geld,
Gewonnen aus Schätzen der Erd' -
Mit Freuden gekauft unter Wert,
Nicht gedenkend ihrer,
Der Natur als Verlierer.
Die Rechnung, noch offen, bald steht sie ins Haus,
Dann muß er bezahlen - mit Mann, und mit Maus.
III.
Wer ist der Tyrann,
Der all dies ersann?
Zerstörte Natur,
Verpestete Flur,
Sterbendes Leben -
Dies hat gegeben
Die Menschheit dazu,
Auch ich und du.
Wann sind wir bereit zu sehen es ein,
Daß ohn' die Natur der Mensch nicht kann sein?
Der Mensch allein
Zerstöret das Sein,
Danach stirbt auch er -
Einsam und leer.
IV.
Du suchst eine Zuflucht vorm Tod?
Keiner kann lindern deine Not,
Kein Atlantis der Neuzeit
Kann heilen die Menschheit,
Kein weis're Nation
Wird deine Pflicht tun,
Nur spotten deiner sie wird,
Der du dich kläglich geirrt,
Der du bekämpfest dein eigen Sein,
Anstatt zu helfen, sagst du noch nein?
Das Schicksal lieget in deiner Hand,
Der einst es gegeben als Unterpfand,
Mit Freuden ernannt zum Hüter der Welt,
Ohne Bezahlung, ohne Entgelt.
V.
Was hast du getan mit deiner Macht?
Herrschst als Diktator über die Nacht,
Suchend Profit und Kriegsmaterial,
Nicht kämpfend dagegen - nicht dein Areal -
Sondern gegen dich selbst mit größter Kraft,
Wo bleibt der Sinn, der diese Werke schafft?
Kennst du deine Grenzen? Nein?! Dann gib acht,
Daß nicht ganz plötzlich gewaltig es kracht.
Zu gefährlich die Waffen, zu nichtig ihr Sinn,
Wann zweifelst du endlich an ihrem Gewinn?
Das lohnend Geschäft, warum ist es der Tod?
Gib deine Hand lieber hin gegen die Not,
Zu erhalten das Leben,
Das and'ren gegeben.
Auch du trägst Schuld am Elend der and'ren,
Schließt doch auch du die Augen, statt zu handeln.
Der Nord' braucht den Süden, und umgekehrt,
Der Bund aller Staaten, wieviel ist er noch wert,
Wenn die Einheit der Welt nur bleibet ein Wahn,
Wenn viel gescheh'n muß, doch nichts wird getan?
VI.
Was hast du getan mit all deiner Macht?
Hältst übers Schicksal der Erde du Wacht?
Nichts wurde verschont von deinem Tun,
Kein Kontinent konnte in Frieden ruh'n.
Doch der Erde zu helfen ist deine Pflicht,
Die Natur, zwar gefährdet, noch zürnet sie nicht,
Hilflos erlieget sie deinem Bann,
Mit flehenden Augen schauend dich an:
Was jemals geschaffen, auch dein Gesicht,
In geduldiger Zeit, zerstöre es nicht!
Diesen Fehler, den meid,
Es wird langsam Zeit.
Der Dank der Erde, viel mehr ist er wert
Als andere Dinge, zuviel hier verehrt.
Hilf der Natur, auch sie braucht Raum.
Wenn du entfernt hast den letzten Baum,
Ist auch dein Leben vorbei,
Dann helfen weder Reue noch Schrei,
Kein Denkmal steht dann mehr für dich Wacht,
Nur ein Grabspruch liegt über verlorener Macht:
INTERMEZZO
Geboren ward der Mensch, die Natur zu behüten,
Gelebt hat er aber nur, um zu wüten
Gegen sie und seinesgleichen,
Aus diesem Grunde mußte er weichen.
Er besaß nicht die Weisheit, die Gnade schon,
Gerecht zu herrschen, stürzte sich selbst vom Thron.
Er ruhe in Frieden, er ruhe weich,
Erst sein Staub wird erleben ein besseres Reich.
POSTSCRIPTVM
Langsam dreht sich der blaue Planet,
Er bittet, dränget, mahnet und fleht
Zum Menschen, der, unwissend wohl,
Zerstöret das Leben von Pol zu Pol.
Drum Menschen, die ihr ja seid,
Beginnet endlich eine Zeit
Des Friedens, der Ruhe.
Dann öffnet die Truhe
Der Schöpfung sich wieder;
Der Erde neues Gefieder
Glänzet im weiten Raum,
Begleitet von hellem Saum.
Die neue Botschaft klingt hienieden:
Einigkeit und Frieden.
Denn Menschen sind
Der Erde Kind.
Sie tragen auch die Vernunft,
Die schaffen kann die Zukunft,
Sowie die Macht zum Behüter des Alls,
Seit den Zeiten des mächtigen Schalls.
April 12th, 1999
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