versuche ueber politik

# 1 :   beginn

A beginning is a very delicate time.

- David Lynch's 'Dune'

Nicht oft ergibt sich die gelegenheit, etwas von anfang an aufzubauen, etwas neu zu erschaffen. Und selbst dann steht dieses neue oft, oder sogar immer, im schatten dessen was schon war, ist das neue nur eine façette dessen was schon bekannt ist, ist es nur eine hinzufuegung oder modifikation oder eine weitere stimme, die im diskurs untergeht.

Und dennoch, wie beginnt man, nachdem ein beginn doch etwas so alltaegliches und bekanntes ist, nachdem es nicht mehr neu ist, zu beginnen, sondern eher alt? Die idee des beginns, die dem beginn unterliegende idee selbst, all dies mag nicht neu sein, nicht das, was gemeinhin als revolutionaer bezeichnet wird. Viel wichtiger als das wie erscheint wohl eher das ob, viel wichtiger als das kurzfristige beginnen erscheint das weiterfuehren, das fortfuehren, das weiterentwickeln dessen was gewesen ist, die dynamik zwischen dem was ist und dem was sein soll. Womit, wie, warum, und vor allem, warum ueberhaupt, und wie kommt man dazu. Who do you think you are.

Vor allem auch, warum in dieser oder jener form. Warum hier und jetzt, warum in der gewaehlten sprache und sprachform. Nun, um zu letzterem zuerst zu kommen, die sprache als solche ist auch eine frage der identitaet (welche in einem der naechsten versuche behandelt werden soll). Diese identitaet ist eine, welche zu verleugnen dumm waere, welche zu verdraengen nicht moeglich und welche zu nutzen notwendig ist.

Diese meine identitaet ist jedoch keine einfach zu fassende, wie ich immer wieder sehen muss: Es ist schon eine eigenartige form der double consciousness, welche mich dazu bringt, als auf deutschem territorium geborener mich primaer auf englisch zu artikulieren; obwohl doch mein alltag von der deutschen sprache gepraegt ist. Was die loesung dieses dilemmas sein soll, kann ich nicht sagen: ich kann nur versuchen, mich daran heranzutasten. Eine moeglichkeit dafuer ist der versuch, formen aufzubrechen und zu variieren: Dazu meine poetry, dazu auch mein vermutlich eigenartig erscheinender gebrauch der deutschen sprache auf diesen seiten.

Sprache ist individuell, ist aber auch sozial: eine staendige re-negotiation, ein staendiges pendeln zwischen zwei oder mehreren polen. Da dies hier vor allem ein versuch der selbstfindung ist, soll das individuelle hier auch deutlich werden. That's what it's all about, once more with feeling.



19. Januar 2002